Selbstständige und Einzelunternehmer im Archäologiebetrieb
Wenn von kommerzieller Archäologie die Rede ist, wir meist ausschließlich der Bezug zu den Grabungsfirmen hergestellt, die im Auftrag von Bauträgern und Investoren Voruntersuchungen und Ausgrabungen durchführen. Daneben gibt es jedoch eine weitere große Gruppe von Archäologen, die sich dem privatwirtschaftlichen Sektor zugewandt haben.
Dieser Markt ist jedoch noch schwerer zu überblicken, als der für Grabungsfirmen. Eine zentrale Sammelstelle, wie sie mit der Bamberger Liste für das ausgrabende Gewerbe vorliegt, ist nur bedingt bzw. nur für einzelne Sparten vorhanden. Die wenigen, die es gibt werden nur in Ausnahmefällen gepflegt. Hinzu kommt, dass der Markt der freiberuflichen Dienstleister in der Archäologie zu großen Teilen ein grauer Markt ist und über persönliche Beziehungen und mündliche Empfehlung funktioniert. Das bedeutet, dass viele „Freie“ nur schwer im Markt auffindbar sind und über keinen eigenen Webauftritt verfügen.
Diesen Erkenntnissen und Überlegungen zum Trotz will ich den Versuch unternehmen den Markt der freiberuflich in der Archäologie tätigen näher zu beleuchten. Ich muss und möchte aber betonen, dass diese Studie keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben kann. Vielmehr möchte ich ein Schlaglicht auf die freiberuflich tätigen Kollegen, außerhalb des großen Bereiches Ausgrabung, werfen.
Von allen online Portalen bietet die Website
Archäologie Online unter der Rubrik
Kommerzielles die größte, branchenspezifisch gegliederte, Linksammlung zu archäologischen Unternehmen. Hier finden sich neben fast allen deutschen Grabungsfirmen viele Freiberufler und Selbstständige. Die Einträge sind allerdings nicht verlinkt, so dass der Suchende immer noch auf die eigenhändige Eingabe des Firmennamens in die Suchmaschine seiner Wahl angewiesen ist. Hier zeigt sich dann, dass geschätzte 30 – 50 % aller eingetragenen Firmen nicht auffindbar oder nicht mehr am Markt sind.
Aufgenommen wurden nur solche Unternehmen, die sich im überwiegend Sinne mit archäologischen Themen befassen. Dazu gehören auch Hersteller von Repliken oder Shops, die aber auch Bedarf für Reenactment anbieten. Nicht berücksichtigt wurden jedoch allgemeine Museumsdienstleister oder Bauhistoriker, die nicht in der Forschung sondern hauptsächlich im Bereich Bauen im Bestand tätig sind. Insofern wird mit den aufgenommen Unternehmen wohl der archäologische Bereich, nicht jedoch die gesamte Markt- und Wettbewerbssituation abgebildet.
Nach diesen Kriterien wurden 134 Dienstleister und Unternehmen registriert. Hier sei bereits angemerkt, dass diese Zahl deutlich höher liegt, als die der Grabungsunternehmen (
vgl. Kommerzielle Archäologie Teil 1). In der regionalen Verteilung sind erhebliche Unterschiede festzustellen. So finden sich in Baden-Württemberg die meisten Dienstleister, darauf folgen mit einigem Abstand Bayern, Berlin/Brandenburg sowie Nordrhein-Westphalen. Am anderen Ende der Skala stehen mit Ausnahme des Saarlandes ausschließlich die östliche Bundesländer.