Hinweisschild archäologisches Denkmal
Von Grabhügeln und Hünengräbern
17. Oktober 2017
Zusammengeschnittenes Bild zu den Vorträgen 2018,
Vortragsprogramm 2018
23. Januar 2018

Kommerzielle Archäologie Teil 2 – Archäologische Dienstleister

Kommerzielle Archäologie
Teil 2

Selbstständige und Einzelunternehmer im Archäologiebetrieb



Wenn von kommerzieller Archäologie die Rede ist, wir meist ausschließlich der Bezug zu den Grabungsfirmen hergestellt, die im Auftrag von Bauträgern und Investoren Voruntersuchungen und Ausgrabungen durchführen. Daneben gibt es jedoch eine weitere große Gruppe von Archäologen, die sich dem privatwirtschaftlichen Sektor zugewandt haben.

Dieser Markt ist jedoch noch schwerer zu überblicken, als der für Grabungsfirmen. Eine zentrale Sammelstelle, wie sie mit der Bamberger Liste für das ausgrabende Gewerbe vorliegt, ist nur bedingt bzw. nur für einzelne Sparten vorhanden. Die wenigen, die es gibt werden nur in Ausnahmefällen gepflegt. Hinzu kommt, dass der Markt der freiberuflichen Dienstleister in der Archäologie zu großen Teilen ein grauer Markt ist und über persönliche Beziehungen und mündliche Empfehlung funktioniert. Das bedeutet, dass viele „Freie“ nur schwer im Markt auffindbar sind und über keinen eigenen Webauftritt verfügen. Diesen Erkenntnissen und Überlegungen zum Trotz will ich den Versuch unternehmen den Markt der freiberuflich in der Archäologie tätigen näher zu beleuchten. Ich muss und möchte aber betonen, dass diese Studie keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben kann. Vielmehr möchte ich ein Schlaglicht auf die freiberuflich tätigen Kollegen, außerhalb des großen Bereiches Ausgrabung, werfen.

Von allen online Portalen bietet die Website Archäologie Online unter der Rubrik Kommerzielles die größte, branchenspezifisch gegliederte, Linksammlung zu archäologischen Unternehmen. Hier finden sich neben fast allen deutschen Grabungsfirmen viele Freiberufler und Selbstständige. Die Einträge sind allerdings nicht verlinkt, so dass der Suchende immer noch auf die eigenhändige Eingabe des Firmennamens in die Suchmaschine seiner Wahl angewiesen ist. Hier zeigt sich dann, dass geschätzte 30 – 50 % aller eingetragenen Firmen nicht auffindbar oder nicht mehr am Markt sind.

Aufgenommen wurden nur solche Unternehmen, die sich im überwiegend Sinne mit archäologischen Themen befassen. Dazu gehören auch Hersteller von Repliken oder Shops, die aber auch Bedarf für Reenactment anbieten. Nicht berücksichtigt wurden jedoch allgemeine Museumsdienstleister oder Bauhistoriker, die nicht in der Forschung sondern hauptsächlich im Bereich Bauen im Bestand tätig sind. Insofern wird mit den aufgenommen Unternehmen wohl der archäologische Bereich, nicht jedoch die gesamte Markt- und Wettbewerbssituation abgebildet.

Nach diesen Kriterien wurden 134 Dienstleister und Unternehmen registriert. Hier sei bereits angemerkt, dass diese Zahl deutlich höher liegt, als die der Grabungsunternehmen (vgl. Kommerzielle Archäologie Teil 1). In der regionalen Verteilung sind erhebliche Unterschiede festzustellen. So finden sich in Baden-Württemberg die meisten Dienstleister, darauf folgen mit einigem Abstand Bayern, Berlin/Brandenburg sowie Nordrhein-Westphalen. Am anderen Ende der Skala stehen mit Ausnahme des Saarlandes ausschließlich die östliche Bundesländer.

Werden die Einzelunternehmen in den Bundesländern kartiert scheint sich eine Korrelation zwischen der Anzahl der archäologischen Dienstleister und der Akzeptanz von Grabungsfirmen abzuzeichnen. Diese ist jedoch nur auf den ersten Blick vorhanden. Denn in Baden-Württemberg sind archäologische Dienstleister länger als Grabungsunternehmen etabliert, die erst hier seit 2016 tätig sein dürfen. Bei der Betrachtung der hohen Zahl von Unternehmen in Berlin und Brandenburg zeigt sich, dass von den 16 Dienstleistern 14 in der Hauptstadt zu suchen sind.

Die Analyse zeigt somit ein deutliches West-Ost Gefälle auf, das möglicherweise auf die allgemeine finanzielle Ausstattung der östlichen Bundesländer zurückzuführen ist und damit auch die eingeschränkten Möglichkeiten oder die Bereitschaft widerspiegelt in kulturelle Projekte zu investieren.


Geschäftsmodelle



Die Angebotspalette der im archäologischen Bereich tätigen Dienstleister ist breit gefächert und reicht von Beratungsangeboten, über spezialisierte wissenschaftliche Untersuchungen bis hin zu Produkten für die breite Öffentlichkeit. Kaum ein Unternehmen ist auf eine ausschließliche Dienstleistung beschränkt, sondern verfügt über eine Angebotspalette, die sich an mehrere Zielgruppen richtet.
Um die unterschiedlichen Aspekte archäologischer Dienstleistungen zu gliedern wurden diese in eine der folgenden fünf Kategorien zugeordnet.

  • Den größten Anteil machen die museumsnahen Dienstleistungen aus. Mehr als die Hälfte der hier aufgenommenen Unternehmen (47) bieten Repliken und Modellbau für Ausstellungen und Museumsinterne Shops an. Daneben finden sich Museumsberater, Techniker, Ausstellungsplaner und Museumspädagogen.
  • Wissenschaftliche Dienstleistungen und Untersuchungen richten sich überwiegend an forschende Institutionen. Hier wurde das breiteste Spektrum unterschiedlicher Angebote zusammengefasst. Maßstab war hierbei, dass die Nachfrage sehr wahrscheinlich überwiegend aus dem öffentlichen Sektor gedeckt wird. Die Palette reicht hier von naturwissenschaftlichen Datierungen, über spezialisierte wissenschaftliche Untersuchungen (Geophysik, Bauforschung, Vermessung, Luftbilder, Geoarchäologie, Paläobotanik, Anthropologie, Archäozoologie) bis hin zu Restaurierungs- und Konservierungsaufgaben.
  • Unter den Begriffen Grafik, Mediendesign, Publikation wurden alle Dienstleistungen zusammengefasst, die bei der Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse beteiligt sind. Hier finden sich die Mediendesigner wie Graphiker, Fundzeichner und Illustratoren, Übersetzer und Lektoren, aber auch Verleger von wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur. Etwa ein Drittel der Unternehmen aus dieser Kategorie bieten virtuelle 3D-Rekonstruktionen in unterschiedlicher Qualität an.
  • Dienstleister aus der Kategorie Vorführung und Vermittlung bieten meist Schulungen und Workshops für unterschiedliche Zielgruppen an. Hier finden sich Vorführungen und Kurse zu prähistorischen Arbeitstechniken, Stadt- und Museumsführungen wie auch Vortragstätigkeit. Auch Reeanctmentgruppen und Austeller, die an Messen, Märkten und anderen Events teilnehmen, gehören in diese Kategorie.
  • Die Kategorie Gutachten und Beratung umfasst Dienstleister deren Angebot sich an Planungsbüros, Investoren und Bauträger richtet, ohne grabend tätig zu werden.
  • Einen nicht unerheblichen Teil archäologischer Dienstleiter machen Online-Shops aus, die ihren Kundekreis jedoch nicht ausschließlich bei den, dem Authentischen verbundenen, Reenactment-Darstellern suchen, sondern alle historisch Interessierten ansprechen.
  • Die kleinste Gruppe stellen Unternehmen, die sich auf Tourismus und Studienreisen spezialisiert haben. Einige dieser Dienstleister arbeiten jedoch mit den großen Marktführern der Branche zusammen. Es finden sich jedoch auch kleine Unternehmen, die auf lokaler Ebene arbeiten.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass der Großteil der Angebote sich an Institutionen wendet, die sich originär mit archäologischen Themen beschäftigen. Die drei mit 75 % am häufigsten genannten Geschäftsbereiche museumsnahe Dienstleistungen, wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Mediendesign und Publikation dürften in aller Regel nur von einem Fachpublikum d.h. Museen, Landesämtern und Forschungsinstitutionen in Anspruch genommen werden. Nur 25 % der Dienstleistungen sprechen einen Kundenkreis außerhalb des Faches an. Insbesondere bei den letzten beiden Kategorien Beratung und Tourismus stellt sich die Frage, ob die tatsächliche Nachfrage abgebildet wird, oder ob hier Marktlücken sichtbar werden.

Ausblick



Schon bei einer groben Aufnahme erweist sich die Gesamtzahl der archäologischen Einzelunternehmer größer als die der Grabungsfirmen. Das deutet darauf hin, dass auch über die ausgrabende Tätigkeit hinaus großer Bedarf an weiteren spezialisierten Dienstleistungen besteht. Insbesondere Museen, Forschungsinstitutionen und Denkmalpflegeämter scheinen dabei mehr oder weniger regelmäßig auf die Unterstützung von Freiberuflern zurückzugreifen. Auch außerhalb des Faches besteht offenbar ein größerer Bedarf im Bereich der Vermittlung von archäologischen Inhalten. Diese wird oft in Form von Vorführungen oder Reenactment unterstützt. In weiteren Bereichen, hier vor allem Beratung und Tourismus scheint das das Angebot ausbaufähig zu sein. In der Zusammenschau erweist sich der freie Markt der privatwirtschaftlich arbeitenden Archäologen abseits der Grabungsfirmen als überraschend groß, vielfältig und breit gefächert. Archäologie als Beruf außerhalb öffentlicher Instituten führt ohne Frage ein Nischendasein, vor dem Hintergrund der zunehmenden Privatisierung und der weiterhin anhaltenden Reduzierung der Stellen im öffentlichen Sektor könnte dies jedoch ein Bereich sein, in dem sich in Zukunft besseren Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

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